AKTUELL Eine schöne Geschenkidee: Volkslieder- und the idea about myself German Volkslieder A-Z German Volkslieder sorted by themes CDs / Free Audio Samples Presse/Interviews (Wiebke Hoogklimmer, Altistin): - Demenzpflege im Blick Interview September 2020 "Mit Liedern in das Land des Lächelns..." - Humanistischer Pressedienst Interview 9.10.2017 "Nicht die Krankheit ist tückisch, sondern die deutsche Bürokratie" - Humanistischer Pressedienst 6.10.2017 "Lieder gegen das Alzheimer'sche Vergessen" - neues deutschland 22.12.2016 "Medizin nach Noten" - FOLKER Nov/Dez 2014 "Volkslieder gegen Demenz" - ProAlter Juli/August 2014 "Gemeinsames Singen tut gut!" - rbb Praxis inforadio 21.5.2012 "Volkslieder als Therapie bei Alzheimer" - Interview 10.4.2012 "Gesang erreicht die Seele unmittelbar" Links Guestbook youtube BEHR'S VERLAG Flyer Contact/Impressum Datenschutzerklärung Endlich gibt es einen Fan-Shop. |
Volkslieder als Therapie bei Demenzerkrankungen (Alzheimer) Geh aus, mein Herz, und suche Freud Kinderlieder - Album 1 Wiebke Hoogklimmer - Altstimme Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben. Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide; Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide. Die Lerche schwingt sich in die Luft, das Täublein fliegt aus seiner Kluft und macht sich in die Wälder; die hochbegabte Nachtigall ergötzt und füllt mit ihrem Schall Berg, Hügel, Tal und Felder. Die Glucke führt ihr Völklein aus, der Storch baut und bewohnt sein Haus, das Schwälblein speist die Jungen, der schnelle Hirsch, das leichte Reh ist froh und kommt aus seiner Höh ins tiefe Gras gesprungen. Die Bächlein rauschen in dem Sand und malen sich an ihrem Rand mit schattenreichen Myrten; die Wiesen liegen hart dabei und klingen ganz vom Luftgeschrei der Schaf und ihrer Hirten. Die unverdroßne Bienenschar fliegt hin und her, sucht hier und dar ihr edle Honigspeise; des süßen Weinstocks starker Saft bringt täglich neue Stärk und Kraft in seinem schwachen Reise. Der Weizen wächset mit Gewalt; darüber jauchzet jung und alt und rühmt die große Güte des, der so überflüssig labt und mit so manchem Gut begabt das menschliche Gemüte. Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen. Ach, denk ich, bist du hier so schön und läßt du's uns so lieblich gehn auf dieser armen Erden: was will doch wohl nach dieser Welt dort in dem reichen Himmelszelt und güldnen Schlosse werden! Welch hohe Lust, welch heller Schein wird wohl in Christi Garten sein! Wie muß es da wohl klingen, da so viel tausend Seraphim mit unverdroßnem Mund und Stimm ihr Hallelujah singen! O wär ich da! O stünd ich schon, ach süßer Gott, vor deinem Thron und trüge meine Palmen: so wollt ich nach der Engel Weis' erhöhen deines Namens Preis mit tausend schönen Psalmen. Doch gleichwohl will ich, weil* ich noch hier trage dieses Leibes Joch, auch nicht gar stille schweigen; mein Herze soll sich fort und fort an diesem und an allem Ort zu deinem Lobe neigen. * solange Hilf mir und segne meinen Geist mit Segen, der vom Himmel fleußt, daß ich dir stetig blühe; gib, daß der Sommer deiner Gnad in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrücht erziehe. Mach in mir deinem Geiste Raum, daß ich dir werd ein guter Baum, und laß mich Wurzel treiben; verleihe daß zu deinem Ruhm ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben. Erwähle mich zum Paradeis und laß mich bis zur letzten Reis' an Leib und Seele grünen; so will ich dir und deiner Ehr allein und sonsten keinem mehr hier und dort ewig dienen. (in einigen Liederbüchern befinden sich nur die Strophen 1-3 und 8) Text: Paul Gerhardt 1653 - (1607–1676) Melodie: die heute gebräuchliche Melodie ist von Augustin Harder 1813 - (1775–1813), bearbeitet von Friedrich Heinrich Eickhoff (1807–1880) Ein ausführlicher Text zur Entstehungsgeschichte vom Forschungsprojekt des Deutschen Volksliedarchivs: Michael Fischer: Geh aus mein Herz und suche Freud (2007). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. http://www.liederlexikon.de/lieder/geh_aus_mein_herz_und_suche_freud/ Das bis in die Gegenwart populäre geistliche Lied wurde Mitte des 17. Jahrhunderts von dem evangelischen Theologen Paul Gerhardt (1607–1676) verfasst. Als "Sommergesang" besingt es die Schönheiten der Natur und verweist zugleich auf den jenseitigen "Himmelsgarten". Es gehört zu den populärsten Liedern des evangelischen Kirchengesangs. Außerhalb des Gottesdienstes wurde es seit dem 19. Jahrhundert auch als Natur- und Wanderlied verbreitet. I. Paul Gerhardts "Sommergesang" besteht aus drei Teilen: In den ersten sieben Strophen werden Naturbilder breit ausgeführt und als Gaben Gottes gekennzeichnet. Die Strophen acht bis elf verweisen auf den Himmel, der als Garten Christi alle irdischen Schönheiten überbietet. Die letzten Strophen wenden die Naturbilder zunächst ins Ethische, dann wieder ins Eschatologische: Der Sänger bittet darum, dass die "Glaubensfrücht" bis zur Vollendung wachsen mögen. Die mehrdimensionale Naturmetaphorik geht auf die Bibel zurück, insbesondere auf die Paradiesvorstellung und die mit Naturbildern arbeitenden Reich-Gottes-Gleichnisse Jesu. Ferner ist auf die Tradition der eschatologisch ausgedeuteten Sommermetaphorik zu verweisen, etwa in Liedern wie "Hertzlich thut mich erfrewen / die liebe Sommerzeit" von Johann Walther oder "Gott lob, es ist vorhanden / die frölich Sommerzeit" von Bartholomäus Ringwald. II. Gedruckt wurde das Lied erstmals 1653 im musikalischen Andachtsbuch "Praxis Pietatis Melica" mit der Melodiezuweisung "Den Herrn meine Seel erhebt". 1667 hat es dann der Kirchenmusiker Johann Georg Ebeling (1637–1676) in die Sammlung "Pauli Gerhardi Geistliche Andachten" aufgenommen, die als erste Gesamtausgabe gilt. Ebeling hat die Lieder dort mit einem vierstimmigen Vokalsatz (Edition A) versehen, zu der zwei Violinen hinzutreten können. In Kirchengesangbüchern wurde auch diejenige Weise breit rezipiert, die zuerst 1704 im Gesangbuch von Freylinghausen, einer pietistischen Publikation, veröffentlicht wurde (Edition B). Bis ins 19. Jahrhundert folgten noch etliche andere Melodieschöpfungen. Wie bei vielen Paul-Gerhardt-Liedern lässt sich auch bei "Geh aus, mein Herz" eine durchgängige Rezeption in Kirchengesangbüchern vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart ausmachen. III. In der Zeit der Aufklärung wurden Gerhardts Lieder zum Teil weitertradiert, zum Teil aber auch erheblich umgearbeitet. Ein Beispiel ist die Fassung "Ihr Kinder Gottes suchet Freud / in dieser Pracht der Sommerszeit" (Edition C), die Johann Heinrich Rolle vertont hat (Halle 1775). Anstelle von Gerhardts Sommergesang wurden in der Aufklärung jedoch oft auch andere, modernere Naturlieder bevorzugt, etwa das "Lied im Sommer" von Balthasar Münter (1735–1793), vertont von Johann Christoph Friedrich Bach. IV. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Gerhardts Lied – auf neun Strophen verkürzt – zunächst in die Sammlung "Des Knaben Wunderhorn" (Heidelberg 1808) aufgenommen (Edition D). Diese Publikation stieß eine neuartige Rezeption des Liedes an; es begann, sich vom geistlichen Kontext zu lösen. So wurde der Gesang etwa 1822 im Liederbuch "Wandervögelein oder Sammlung von Reiseliedern" abgedruckt und von Josef Gersbach (1787–1830) im vierstimmigen Satz vertont (Edition E). Diese Rezeptionslinie außerhalb der Gesangbuchtradition wurde im 19. Jahrhundert durch Ludwig Erks prominente Sammlung "Germania" fortgesetzt (Berlin 1868), welche ebenfalls die Melodie von Gersbach enthält. Auch das 1946 entstandene Illustrationswerk "Geh aus mein Herz" von Wolfgang Felten (Abb. 1) betont den Zusammenhang zwischen Lied und Natur; dabei werden die eschatologischen Aspekte ganz, die religiösen partiell zurückgedrängt. V. Die heute verbreitete Weise stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert: Augustin Harder (1775–1813) hatte zu dem Frühlingslied "Die Luft ist blau, das Tal ist grün" von Ludwig Hölty eine Melodie geschaffen, die 1836 durch den Organisten Friedrich Heinrich Eickhoff (1807–1880) dem Text von Gerhardt angepasst wurde. Harders Weise setzte sich sowohl in geistlichen wie weltlichen Liederbüchern jedoch erst im Laufe des 20. Jahrhunderts durch und verdrängte damit auch diejenige von Gersbach (Edition F). VI. Als Naturlied wurde "Geh aus, mein Herz" im 20. Jahrhundert insbesondere von der Jugendbewegung rezipiert und später sogar in Sammlungen wie dem gewerkschaftlich orientierten Liederbuch "Brüder zur Sonne zur Freiheit" (Köln 1974) aufgenommen. Ausgehend von der Umweltproblematik im ausgehenden 20. Jahrhundert entstanden Parodien, welche die Naturschilderungen Gerhardts ins Negative wenden und damit eine politische oder religiös-ethische Mahnung verbinden (Edition G). Ein höchst eigenwilliges Rezeptionszeugnis stellt die Parodie "Geh aus mein Herz oder Robert Gernhardt liest Paul Gerhardt während der Chemotherapie" aus dem Jahr 2006 dar. In dieser Aneignung des Liedes setzt sich der Autor mit seiner Krebserkrankung auseinander und wendet die Naturbilder Gerhardts ebenfalls ins Negative. Eine markante kunstmusikalische Verarbeitung im 20. Jahrhundert stammt von Rudolf Mauersberger: In seiner "Geistlichen Sommermusik" (1948/1960) für Soli, zwei gemischte Chöre und Orgel greift er ebenfalls auf den Gerhardt-Text zurück. VII. Innerhalb der kirchlichen Tradition blieb das Lied auf den evangelischen Bereich beschränkt – obwohl es hierfür keinen offensichtlichen theologischen Grund gibt. Der Abdruck in der katholischen Sammlung "Kirchenlied" von 1938 stieß keine Rezeption innerhalb des Katholizismus an – im Gegensatz zu vielen anderen darin enthaltenen Liedern evangelischer Tradition. Freilich wird das Lied mittlerweile auch im katholischen Milieu gesungen, besonders bei Trauungen, die im Sommer stattfinden. MICHAEL FISCHER
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Darüber hinaus wurden auch die Bestände des Gesangbucharchivs Mainz sowie (hinsichtlich der Tonträger) des Deutschen Musikarchivs Berlin miteinbezogen. © Deutsches Volksliedarchivweitere Sommerlieder Volkslieder |
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